Blutkrebs erfolgreich behandeln
Dr. Behzad Kharabi Masouleh erhält Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2015
Hamburg, 8. Januar 2015. In Deutschland sterben jährlich mehr als 7.000 Menschen an den Folgen einer nicht optimal behandelbaren Leukämie (Robert Koch Institut, 2010). Warum schlägt eine Blutkrebstherapie in manchen Fällen nicht an? Wie ist es zu erklären, dass die Leukämie nach einer anfangs erfolgreichen Therapie erneut wieder auftritt – und wie ist dies zu lösen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Behzad Kharabi Masouleh von derUniklinik RWTH Aachen in seiner aktuellen Projektarbeit „Die Charakterisierung von Vermittlern der Proteostase in der Hierachie von Ph+ Leukämiestammzellen“. Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung unterstützt die Forschung von Dr. Kharabi nun mit dem Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung in Höhe von 210.000 Euro.
Der 34-jährige Mediziner ist auf einem guten Weg: Erste Ergebnisse aus Dr. Kharabis Forschung zeigen, dass leukämische Stammzellen, jene Zellen, die für das Versagen von Therapien verantwortlich sind und das Wiederauftreten von Blutkrebs hervorrufen, von bestimmten zellulären, höchst komplexen Stressmechanismen abhängig sind. Im nächsten Schritt heißt es für Dr. Kharabi diese Strukturen im Detail zu identifizieren, zu verstehen und gleichzeitig einen therapeutischen Nutzen für die behandelnden Ärzte abzuleiten. „Dieser Brückenschlag von der Grundlagenforschung zur Praxis ist bei der Entscheidungsfindung des Kuratoriums eines der wichtigsten Kriterien und war somit auch mit ausschlaggebend für die Ernennung Dr. Kharabis, zum diesjährigen Preisträger des Ernst Jung-Karriere-Förderpreises“, erklärt Rolf Kirchfeld, Vorstandsvorsitzender der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung.
Der Betrag in Höhe von 210.000 Euro wird über einen Zeitraum von drei Jahren in zwei Raten an Dr. Kharabi gezahlt und ermöglicht es ihm, seine Tätigkeit als Assistenzarzt für eine gewisse Zeit zugunsten seiner Forschung auszusetzen. Gleichzeitig unterstützt die Jung-Stiftung mit ihrer Auszeichnung die Forschungsaktivitäten des auslandserfahrenen Jungmediziners am Standort Deutschland.
Als promovierter Immunologe trat Dr. Kharabi Masouleh 2008 seine Facharztweiterbildung im Bereich der Hämatologie/Onkologie am Universitätsklinikum Bochum an. Nach einem Jahr zog es ihn an führende Forschungsinstitute nach Belgien und die USA. Unter der Leitung von Prof. Markus Müschen an der University of California San Francisco (UCSF) betrieb er bereits sehr erfolgreich Forschungen zu zellulären Stressreaktionen („Unfolded Protein Response“), für die er von der American Society of Hematology (ASH) gleich zweimal mit dem Abstract Achievement Award (2012, 2013) auszeichnet wurde und diese Arbeiten im April diesen Jahres im hochrangigen Proc Natl Acad Sci Journal publizierte. Seit Februar 2014 wieder zurück in Deutschland, führt Dr. Kharabi heute als Assistenzarzt am Klinikum für Hämatologie, Onkologie, Hämostaselogie und Stammzelltransplantation des Universitätsklinikums RWTH Aachen seine Facharztweiterbildung fort.
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Ziele im Leben zu haben ist das eine. Diese aber konsequent zu verfolgen, auch unter widrigen Bedingungen, hat der gebürtige Iraner bereits früh gelernt. Mit seiner Familie ist Kharabi aufgrund von Verfolgungen und des Iran-Irak-Krieges über Umwege (Neuseeland, China) nach Deutschland geflohen – und lernte sich eine Existenz auf dem nichts aufzubauen. Sein Lebensmotto: Es gibt kein Ziel, welches man nicht erreichen kann.
Die Liebe zur Onkologie basierte auf dem Wunsch „mehr als nur mit dem Ist-Zustand in der Medizin zufrieden zu sein, sondern auch die Therapie der Patienten zu verbessern“, so Dr. Kharabi. So sollte es nach ihm für jeden Mediziner auch immer der Patient sein, der einen antreibt – trotz aller Fortschritte in der Medizin und den strukturellen Veränderungen in den Krankenhäusern. Sich in den Patienten hineinversetzen, seine Sorgen und Ängste nachvollziehen und dem mit einer gewissen Demut begegnen, dürfe nie vergessen werden.
Die wenigen freien Momente verbringt Dr. Kharabi so oft wie möglich mit seiner Familie, seinen Freunden und seiner in Italien lebenden Freundin. Mit ihr verreist er wann immer sich die Zeit oder der Anlass bietet.
Copyright Foto: Uniklinik RWTH Aachen