Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: TRM-Zellen als mögliche Schlüsselfaktoren Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2019 geht an Dr. med. Sebastian Zundler

Hamburg, 23. Mai 2019. Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung verleiht dem angehenden Erlanger Gastroenterologen Dr. med. Sebastian Zundler den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2019. Den Preis erhält er für sein Forschungsprojekt zur Bedeutung von intestinalen gewebsansässigen Gedächtnis-T-Zellen, kurz TRM-Zellen (TRM = tissue resident memory) bei der Entstehung und Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Mit der Preissumme von insgesamt 210.000 Euro unterstützt die Stiftung über einen Zeitraum von drei Jahren Zundlers Projekt, das diesen Zelltypus mit dem Ziel zukünftiger therapeutischer Ansätze weiter erforscht.

 

Mehr als 400.000 Menschen in Deutschland leiden unter den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Die Erkrankungen verlaufen in Schüben, in welchen das Immunsystem im Darm fehlerhaft aktiviert und so das Darmgewebe zerstört wird. Trotz Fortschritten in der medikamentösen Behandlung kann die chronische Entzündung nach wie vor bei einer Vielzahl von Patienten nicht ausreichend kontrolliert werden. Zudem ist weitgehend unklar, wie die Entzündungsschübe ausgelöst werden.

 

Sebastian Zundler ist Assistenzarzt und Arbeitsgruppenleiter an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Erlangen. Er und sein Team gehen davon aus, dass intestinale TRM-Zellen bei der Entstehung dieser Darmerkrankungen sowie unter Umständen auch bei anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis eine Rolle spielen. „Vorarbeiten hatten bereits ergeben, dass TRM-Zellen eine Schlüsselrolle bei der Auslösung von Schüben zukommt und sie die Einwanderung und Entwicklung anderer Immunzellen in einem frühen Stadium der Entzündung kontrollieren“, erläutert Zundler. „Uns gelang es dann zu zeigen, dass TRM-Zellen über unterschiedliche Botenstoffe mit anderen Immunzellen kommunizieren und diese steuern.“ Dieses Kommunikationsnetzwerk will der 30-jährige Gastroenterologe entschlüsseln und verstehen, um es für Therapieansätze nutzbar zu machen.

 

Nach seinem Studium der Humanmedizin in Regensburg begann Sebastian Zundler 2014 seine Tätigkeit als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Erlangen. Dort konnte er in den folgenden Jahren mit mehreren Projekten zu Anti-Adhäsionstherapien bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen einen eigenständigen Forschungsschwerpunkt etablieren. 2017 begab sich Zundler für einen DFG-geförderten Forschungsaufenthalt an das Sanquin Forschungsinstitut Amsterdam, um dort seine Arbeiten zu TRM-Zellen und deren Rolle für die Entzündungsinduktion bei Schüben aufzunehmen. Auch nach seiner Rückkehr nach Erlangen, wo er inzwischen eine Arbeitsgruppe leitet, stellen diese Zellen den wesentlichen Schwerpunkt seiner Forschung dar.

 

Motivation für seine Arbeit zieht Sebastian Zundler daraus, als Arzt und Wissenschaftler täglich mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert zu sein: „Ich genieße es, bei meiner Arbeit naturwissenschaftliche Analytik, manuelle Tätigkeiten und soziale Interaktion vereinen zu können.“ So hält er es auch für wichtig, dass bei allem technischen Fortschritt immer noch die traditionellen ärztlichen Kompetenzen wie Gesprächsführung oder körperliche Untersuchung im Zentrum ärztlichen Handelns stehen. „Nur so können wir Patienten wirklich gut und umfassend behandeln.“ Der gebürtige Stuttgarter ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. In seiner Freizeit verbringt er gern Zeit mit seiner Familie oder widmet sich dem Laufen, das er früher als Leistungssport betrieb.

 

Um den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis können sich Nachwuchsmediziner aktiv bewerben. Die Ausschreibung für 2020 läuft noch bis August 2019. Sie richtet sich an Mediziner bis 35 Jahre, die nach einem mindestens zweijährigen Forschungsaufenthalt im Ausland ihre Facharztausbildung und Forschung an einer deutschen Klinik fortführen möchten.