Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2016: Preisträger Dr. Sebastian Kobold

Mit dem Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2016 wird der Münchener Tumor-Forscher Privatdozent Dr. med. Sebastian Kobold (32) ausgezeichnet. Seine wegweisenden Arbeiten zu einer besonders bösartigen Krebsart, dem Pankreaskarzinom, befassen sich mit der Entwicklung neuer Eiweiße, die die T-Zellen im menschlichen Immunsystem zur Zerstörung von Pankreaskarzinomzellen befähigen sollen.

Nach seinem Studium der Medizin hatte Dr. Kobold 2008 seine Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie an der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Klinik für Onkologie, Hämatologie, Pneumologie mit der Sektion Stammzelltransplantation) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf begonnen, ehe er 2010 an die Medizinische Klinik und Poliklinik IV am Klinikum der Universität München wechselte. Dort verband er seine klinische Weiterbildung mit dem Aufbau einer experimentellen Arbeitsgruppe in der Abteilung für Klinische Pharmakologie. Er ging 2013 als Visiting Scientist in die USA. Hier brachte er am Dana Farber Cancer Institute in Boston sein tumorimmunologisches Wissen bei der Entwicklung neuer therapeutischer Antikörper ein. Neben seiner wissenschaftlichen und praktischen medizinischen Arbeit widmete sich  Dr. Kobold auch der Lehre. 2014 habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und nahm im Januar 2015 seine Facharztweiterbildung an der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV wieder auf.

„Die Medizin muss sich immer weiter fortentwickeln, bis wir auch den bedrohlichsten Erkrankungen nicht mehr hilflos gegenüberstehen“, das ist Dr. Kobold in seinem beruflichen Engagement Motto und Motivation. Dazu treibt ihn ein wissenschaftlicher Kampfgeist an, der auch persönliche Hintergründe hat: Die geliebte Großmutter erkrankte und verstarb an Krebs. Die Verlusterfahrung wies ihm die Richtung in die klinische und wissenschaftliche Krebsbekämpfung: „Der Zustand medizinischer Machtlosigkeit gegenüber manchen Erkrankungen ist für mich nicht hinnehmbar.“ Gerade Krebs habe etwas erschreckend Faszinierendes, erläutert der junge Mediziner. Er könne sich unbegrenzt vermehren und allen Kontrollmechanismen des menschlichen Körpers entziehen. „Ich denke, aus diesen Prozessen können und müssen wir noch sehr viel lernen, um diese Erkrankung besiegen zu können.“

Auch privat widmet sich Dr. Kobold gern Aktivitäten, die Durchhaltevermögen erfor­dern, macht ausgedehnte Wanderungen, trainiert für Halbmarathons – oder liest ausgiebig. Diese Hobbies, teilt er mit seiner Frau Lisanne Kobold, die er während des Studiums in Frankreich kennengelernt hat.

 

Hoffnung auf neue Behandlungsmethode einer besonders bösartigen Krebsform

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine Tumorerkrankung mit besonders schlechter Prognose. Steve Jobs und Patrick Swayze sind daran gestorben, Steffi Grafs Vater Peter, Tenor Luciano Pavarotti und Countrysänger Ray Price, Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord, der Medizin-Nobelpreis-Laureat Ralph Steinman und der Mathematiker Benoît Mandelbrot – Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tödlichsten Krebsformen. Das liegt daran, dass unter anderem Immuntherapien, die sich gegen andere Krebsarten erfolgreich zeigen, gegen Pankreaskrebs unwirksam sind.

Das Projekt von PD Dr. Sebastian Kobold und seiner Arbeitsgruppe will das ändern. „Zielgerichtete Therapie des Pankreaskarzinoms durch die Kombination aus bispezifischen Antikörpern und transduzierten T-Zellen“ lautet der Projektansatz: Durch gentechnische Modifizierung von T-Zellen und Entwicklung neuer Proteine sollen T-Zellen so verändert werden, dass sie Pankreaskarzinomzellen zerstören können.

Die Förderung durch die Jung-Stiftung ermöglicht Dr. Kobold jetzt, seine Tätigkeit als Assistenzarzt vorübergehend auszusetzen und sich drei Jahre lang ganz auf diesen vielversprechenden Ansatz zu konzentrieren. Das Preisgeld in Höhe von 210.000 Euro unterstützt ihn und sein Team, das innovative Verfahren weiterzuentwickeln und präklinisch zu testen.

Rolf Kirchfeld, Vorstandsvorsitzender der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung, begründet die Förderentscheidung der Fachjury: „Die Jung-Stiftung honoriert Ansätze, die das Potenzial haben, neue, klinisch wirksame Therapiemöglichkeiten hervorzubringen. Ein solcher Ansatz ist der Forschungsgegenstand von Herrn Dr. Kobold.“