Ernst Jung-Medaille in Gold 2014: Prof. Charles Weissmann MD PhD

Er erhalte „die Medaille für seine wissenschaftlichen Leistungen, welche Meilensteine in der Geschichte der Molekularbiologie gesetzt haben“, begründet das Kuratorium der Jung-Stiftung die Verleihung der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2014 an Professor Dr. med. Dr. h. c. mult. Charles Weissmann. 
 
Eine knappe Zusammenfassung für ein immens reiches und vielseitiges Lebenswerk, dem der Forscher sicher noch so manche Spitzenleistung hinzufügen wird: Bis heute engagiert sich der bedeutende Wissenschaftler in der Forschung im Scripps Research Institute in Jupiter, Florida, dessen Leiter er lange gewesen ist. Zuvor war der 1931 in Budapest geborene Schweizer Staatsbürger bis 1999 Professor für Molekularbiologie an der Universität Zürich und im Anschluss fünf Jahre als Visiting Professor am University College in London tätig.

Geboren ist Professor Weissmann in Budapest, aufgewachsen in Zürich und Rio de Janeiro. Seine Leidenschaft für die Wissenschaft entwickelte sich früh. Als Schüler begeisterte ihn die Lektüre des Buchs „Mikrobenjäger“ von Paul de Kruif, das auch viele andere Wissenschaftler motiviert hat. Nach dem Abitur in Zürich studierte er dort Medizin und organische Chemie und promovierte in beiden Fächern. Eine für Weissmanns berufliches Streben notwendige Fächerkombination, gab es zu jener Zeit immerhin noch keinen eigenständigen Studiengag der Molekularbiologie. Sein bedeutender Beitrag zum medizinischen Fortschritt wurde bis heute mit insgesamt sieben Ehrendoktortiteln in Italien, Belgien, der Schweiz, Schottland und den Vereinigten Staaten gewürdigt.

Der Schweizer Heimatstaat ist im Privatleben von Professor Weissmann als Vorliebe für den Skisport weiter präsent. Eine weitere große Leidenschaft gilt seiner Kunstsammlung.

 

Lebensretter aus dem Labor

„Für keinen anderen Stoff auf Erden, nicht für Gold und nicht für Diamanten, wird gegenwärtig ein so hoher Preis verlangt und gezahlt. Ein Gramm Interferon kostet 100 Millionen Mark“, meldete der Spiegel im Jahr 1980. Überhaupt nur ein einziges Institut auf der Welt konnte damals die kostbare, unter anderem gegen einige Krebsarten hoch wirksame Substanz aufwändig aus menschlichem Spenderblut gewinnen – bis 1979 eine geniale Erfindung von Professor Charles Weissmann die Herstellung revolutionierte. Er entwickelte ein Verfahren, menschliches Interferon preiswert und in großen Mengen durch genetisch darauf programmierte Kolibakterien produzieren zu lassen, und gründete – auch das eine Revolution – die erste Biotechnikfirma der Welt. Professor Weissmanns Entdeckung hat seither rund um den Globus Abertausenden von Menschen das Leben gerettet.

Weitere medizinische Innovationen von Weltbedeutung folgten. Professor Weissmann erforschte die Genetik der so genannten Retroviren, zu deren gefürchtetsten Vertreter die HI-Viren gehören, die AIDS verursachen. Erneut zum Pionier des wissenschaftlichen Fortschritts wurde er, als die im Volksmund „Rinderwahnsinn“ genannte Krankheit BSE sich ausbreitete und viele Menschen an der sonst seltenen Creutzfeldt-Jakob-Enzephalopathie erkrankten. Mit bahnbrechenden Arbeiten zur Beteiligung von Prionen – fehlerhaft formierte Eiweiße mit virusähnlichen Eigenschaften – trug Professor Weissmann wegweisend zur Aufklärung der Krankheitsgrundlagen bei.

Drei Meilensteine eines an Entdeckungen und Entwicklungen, Innovationen und Revolutionen reichen Forscherlebens, das nun mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2014 eine besondere Würdigung erfährt.