
Der Stifter
„Als Kaufmann war er Realist, als Stifter Philanthrop.“
Professor Dr. phil. Rudolf Haas, Wegbegleiter von Ernst Jung, in seiner Rede zum 100. Geburtstag von Ernst Jung 1996
Ernst Jung hat Großes geleistet und großzügig geteilt: Er war nicht nur ein bedeutender Hamburger Unternehmer, sondern auch ein großer Freund und Förderer der Wissenschaften. Geboren wurde er am 18. Mai 1896 in Briensdorf, Ostpreußen. 1897 zog er mit seiner Familie nach Hamburg – ursprünglich, um von dort aus in die USA auszuwandern. Doch das Tor zur Welt wurde zum Wohnsitz: Der Familie sagte die Stadt so sehr zu, dass sie blieb.
Ernst Jung absolvierte nach der Schulzeit eine kaufmännische Ausbildung. Wie fast alle jungen Männer seiner Generation wurde er zum 1. Weltkrieg einberufen. Zuletzt tat er in der Türkei Dienst. Nach dem Krieg trat er 1919 in eine Ölimportfirma ein. Schon ein Jahr später, mit nur 24 Jahren, gründete er eine eigene Ölimportfirma und eine Reederei und leitete darüber hinaus in einem amerikanischen Ölkonzern eine Zeit lang den Verkauf.
1929 heiratete Ernst Jung Claere Müller. Auch beruflich brachte das Jahr neue Lebensumstände: Er gründete die Hamburger Mineralöl-Werke Ernst Jung. Zur Firma gehörten Raffinerien in Wilhelmsburg, eine Hafenbahn in Stade und ein Tanklager im Stadersand. Ernst Jung setzte auf modernste industrielle Technik und investierte in Innovationen. Diese Begeisterung für Weiterentwicklung und Fortschritt prägte später auch sein Engagement als Stifter.
Technische Neuerungen in großem Umfang forderte der Wiederaufbau des Unternehmens nach dem zweiten Weltkrieg. Erneut investierte Ernst Jung in weitere Anlagen an Land. Außerdem erweiterte er die firmeneigene Tankerflotte. Wie es die Ölbranche mit sich bringt, pflegte Ernst Jungs Unternehmen internationale Handelsbeziehungen, ging Partnerschaften in der ganzen Welt ein und gründete ausländische Tochtergesellschaften. Internationalität kennzeichnet heute noch die Reichweite der Stiftungsarbeit.
Das unternehmerische Wirken von Ernst Jung war von Weltoffenheit, Wagemut und Weitsicht geprägt. Als Privatperson begeisterte er sich für Musik, Philosophie und Religion und war ein Philanthrop, der gemeinnützige Projekte großzügig unterstützte. Mit insgesamt drei Stiftungen sorgten er und seine Frau dafür, dass ihr Vermögen bis heute in den Dienst der Menschen gestellt wird.