Ernst Jung-Preis für Medizin 2014 an Prof. Dr. Thomas Boehm
Der Ernst Jung-Preis für Medizin 2014 geht an Prof. Dr. Thomas Boehm.
Hamburg, 8. Januar 2014. Seine Forschungen haben bereits bahnbrechende Erkenntnisse zutage gefördert – und lassen für die Zukunft die Entwicklung neuer Behandlungsansätze für besonders schwer beherrschbare Krankheitsformen erwarten: Krankheiten, bei denen Schwächung oder Ausfall der Immunabwehr die Lebensqualität Betroffener einschränken oder sogar das Leben bedrohen.
Jetzt wird die Forschung zur Entwicklung und Funktion des Immunsystems von Professor Dr. med. Thomas Boehm, Direktor am Max-Planck Institut für Immunbiologie und Epigenetik und Honorarprofessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg, gestärkt: Er erhält den Ernst Jung-Preis für Medizin 2014 und seine Projekte werden mit 300.000 Euro gefördert.
„Der Immunbiologe von hohem internationalen Rang hat grundlegende Beiträge zum Verständnis der Entwicklung, Differenzierung und Evolution des Immunsystems geleistet“, heißt es in der Begründung des Kuratoriums zur Vergabe des Preises. Professor Boehm ist in diesem Jahr alleiniger Preisträger des Ernst Jung-Preises für Medizin, was die wissenschaftliche Bedeutung seiner Arbeit zusätzlich würdigt.
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Welche Folgen hat es, wenn man sich gegen Angriffe von außen nicht richtig wehren kann? Oder wenn man sich zwar wehrt, aber dabei irrtümlich selbst angreift und schadet? Eine erschreckende Vorstellung – aber genau das passiert ständig in den Körpern von Menschen, deren Immunsystem nicht richtig funktioniert. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Thymus versagt: das Organ, das eigentlich Killer- und Helferzellen für erfolgreiche Abwehr-Aufgaben im Organismus heranbilden sollte.
Und so können sich die einen Patienten nicht richtig vor Viren und Bakterien schützen. Bei anderen greift das Immunsystem eigenes Gewebe an; viele Krankheiten – von Typ-1-Diabetes bis zur Multiplen Sklerose – gehen auf diese Ursache zurück.
Um so wichtiger ist der Kampf der Forschung für die, deren Abwehr zu kämpfen hat: Hier hat Professor Boehm aus Freiburg bereits bahnbrechende Leistungen erbracht. So konnte er beispielsweise bereits die verschiedenen Immunschwächekrankheiten zugrundeliegenden Fehlfunktionen des Thymus aufklären und Möglichkeiten eines zumindest teilweisen Ausgleichs aufzeigen. Dies könnte durch die bereits in Ansätzen gelungene Herstellung künstlichen Thymusgewebes geschehen; die dabei besonders wichtigen Funktionen sind bei allen Wirbeltieren gleich. Das lässt für die Zukunft die Entwicklung neuer Diagnoseverfahren und Behandlungsansätze für eine besonders schwer beherrschbare Kategorie von Krankheiten erwarten: Krankheiten, bei denen Schwächung oder Ausfall der Immunabwehr die Lebensqualität oder sogar das Leben Betroffener bedrohen.
„Medizin ist dann human, wenn es dem Arzt gelingt, jedem Patienten das nach Abwägung aller Umstände bestmögliche Hilfsangebot zu machen“, erläutert der Spitzenwissenschaftler, was ihn mit dem humanitären Anliegen der Stiftung verbindet. „Aus der unmittelbaren Begegnung mit schwer, oft unheilbar kranken Patienten ist mein Wunsch entstanden, mich in der Grundlagenforschung mit drängenden, aber ungelösten medizinischen Problemen auseinanderzusetzen. Wenn es mir also gelänge, hier neue Möglichkeiten zu eröffnen, hätte ich mein Ziel erreicht.“
Der Forscher, der beruflich mit subtilsten Strukturen und viel abstrakter Theoriebildung befasst ist, findet in seiner Freizeit Ausgleich im Praktischen: Neben der Musik begeistert ihn das Handwerken; besonders viel Freude machen ihm Schreinerarbeiten.