Makromolekulare Strukturen in situ sichtbar machen

Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2018 geht an Professor Wolfgang Baumeister

Hamburg, 4. Mai 2018. Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung zeichnet Professor Dr. rer. nat. Dr. h.c. Wolfgang Baumeister mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2018 aus. Der Münchner Biophysiker erhält die Medaille für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der Kryo-Elektronenmikroskopie, sowie der Strukturaufklärung von großen makromolekularen Proteinkomplexen. Mit der Ehrung verbunden ist ein Stipendium in Höhe von 30.000 Euro, das Baumeister an einen Nachwuchswissenschaftler seiner Wahl vergeben kann.

Makromolekulare Komplexe und ihre Wechselwirkungen bilden die Grundlage zellulärer Funktionen. Ihre Strukturen zu erkennen hilft folglich dabei, zelluläre Prozesse besser zu verstehen. Als gängiges Prozedere der Strukturanalyse werden die einzelnen Zellkomponenten zunächst isoliert und aufgereinigt und mit Hilfe strukturbiologischer Methoden wie Röntgenkristallographie, NMR-Spektroskopie1 und zunehmend auch Kryo-Elektronenmikroskopie analysiert. Professor Wolfgang Baumeister, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in München-Martinsried, verfolgt hingegen einen anderen Ansatz: Zusammen mit seiner Arbeitsgruppe erforscht und entwickelt er neue Methoden, die es erlauben, Zellstrukturen in ihrem funktionellen, ungestörten Kontext, also in der intakten Zelle, zu untersuchen.

Schon als Schüler hat Wolfgang Baumeister Freude am Entdecken. Während seines Biologie-Studiums beginnt er, sich für die

Strukturforschung zu begeistern und ist ihr seitdem treu geblieben. Über die Jahrzehnte hinweg erlebt er die Weiterentwicklung der Mikroskopie und prägt sie durch seine Forschung mit. 2000 gelingt es den Wissenschaftlern um Baumeister zum ersten Mal, makromolekulare Komplexe in intakten Zellen abzubilden. Mittlerweile ist es möglich, in jedem Subvolumen einer Zelle molekulare Auflösung der Strukturen zu erzielen. Wolfgang Baumeister glaubt an die Bedeutung seiner Arbeit für die medizinische Praxis: „Die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung eröffnet immer wieder – oft genug überraschend – Perspektiven für neue diagnostische Ansätze und Therapien“, sagt er. „Leider hat die Methodenentwicklung heute nicht immer den gleichen Stellenwert wie hypothesengetriebene Forschung. Ich denke, daran müssen wir arbeiten, denn nur so lassen sich Visionen realisieren.“ Neben seiner Arbeit verbringt der 71-jährige Forscher gern ‚Quality time’ in den Tiroler Alpen, geht Skifahren und widmet sich außerdem dem Kochen und dem Sammeln von Kunst.

Über die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung

Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung mit Sitz in Hamburg wurde 1967 von dem Hamburger Unternehmer Ernst Jung gegründet. Ihre Arbeit unter Leitung des Vorstandsvorsitzenden Rolf Kirchfeld zielt darauf, die humanmedizinische Forschung voranzubringen, neue Therapien zu fördern und den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Jedes Jahr vergibt die Stiftung dazu drei Auszeichnungen, die mit einer Gesamtdotierung von 540.000 Euro zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas zählen: Den Ernst Jung-Preis für Medizin, die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold sowie den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung. Um den Förderpreis können sich talentierte Nachwuchsmediziner direkt bewerben; die Kandidaten für die anderen Auszeichnungen werden nominiert.