Medaille in Gold für Lebenswerk

Professor Sir Salvador Moncada mit Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold ausgezeichnet.

Rund um den Globus tragen heute Acetylsalicylsäurepräparate wie Aspirin in niedriger Dosierung dazu bei, Risikopatienten vor einem Herzinfarkt zu schützen. Weltweit werden Nitratpräparate eingesetzt, um Belastungen der Gefäße bei koronarer Herzkrankheit, international die häufigste Todesursache in den Industrienationen, wirksam zu senken. Zwei Therapieansätze, die schon Tausenden von Menschen das Leben erleichtert oder sogar gerettet haben. Ansätze, die neue medizinische Goldstandards einführten und die Behandlung von Herzerkrankungen wesentlich voranbrachten. Zu verdanken sind sie den Forschungen eines Wissenschaftlers, der für seine Verdienste um die Wissenschaft in den Adelsstand erhoben wurde: dem Pharmakologen Professor Sir Salvador Moncada.

Am 3. Mai 2013 wurde der 1948 in Honduras geborene Forscher in Hamburg von der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold ausgezeichnet. Die bedeutende Ehrung würdigt Salvador Moncadas bahnbrechende medizinische Pionierleistungen: Die Marksteine seines bisherigen Lebenswerks wurden zu Meilensteinen der modernen Medizin.

Wesentliche Beiträge zu gleich mehreren zentralen Bereichen

„Es gibt sicher nur wenige Zeitgenossen, die einen so wesentlichen Beitrag zu mehr als einem zentralen Bereich der medizinischen Forschung und Praxis geleistet haben“, hob Laudator Professor Wulf Palinski MD FRCP von der University of California, San Diego, bei der Preisverleihung in der Bucerius Law School hervor.

Schon zu Beginn der siebziger Jahre gelang Salvador Moncada, damals Doktorand des späteren Nobelpreisträgers John Vane am Royal College of Surgeons in London, mit dem Team des Doktorvaters der Beweis, dass die schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung von Aspirin darauf zurückzuführen ist, dass es die Biosynthese des Gewebshormons Prostaglandin hemmt. Diese Entdeckung gehört mit zu den Forschungserfolgen, für die Vane 1982 der Nobelpreis zugesprochen wurde.

Nach einem Wechsel in die pharmazeutische Industrie erforschte Sir Salvador Moncada die gegenseitige Wirkung zwischen dem gefäßverengenden und gerinnungsfördernden Thromboxan und dem die Thrombozytenaggregation hemmenden Prostacyclin, das zur Gruppe der Prostaglandine gehört. Seine Erkenntnisse schufen die Grundlage der Infarkt-Prävention durch niedrig dosierte Acetylsalicylsäurepräparate, die wie das natürliche Prostacyclin thrombozytenaggregationshemmend wirken.

Ebenso innovativ und richtungweisend waren Professor Moncadas Arbeiten zur gefäßerweiternden Funktion des Stickstoffmonoxids (NO). Zeitgleich konnten er und weitere Forscher beweisen, dass es sich bei dem im menschlichen Organismus gebildeten gefäßentspannenden Faktor EDRF um nichts anderes als NO handelt. Seine beweisführende Veröffentlichung darüber verblüffte anfänglich die Fachwelt und wurde schließlich zur meistzitierten medizinischen Publikation des Jahres 1987.

Im Anschluss schufen Professor Moncada und sein Team mit neuen Erkenntnissen zur NO-Bildung aus der Aminosäure L-Arginin zudem die Basis für die pharmakologische Therapie. Wie viele Experten in aller Welt bedauerte auch Laudator Palinski, dass Moncada anders als die weiteren Entdecker der NO-Biochemie 1989 nicht ebenfalls mit dem Nobelpreis bedacht wurde.

„Ich mag das Abenteuer des Unbekannten: Wurde diese Frage schon jemals gestellt?“

So ungewöhnlich und weitreichend wie seine Forschungen ist auch die Lehre des diesjährigen Preisträgers der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold. Stetig ermutigt er zu kreativem statt rezeptivem Umgang mit Information: „Ich sage meinen Studenten immer: Lest nicht so viel, denkt mehr, als zu lesen. Mein Arbeitsprinzip ist, Leute zum Denken zu bringen. In der Wissenschaft geht es eigentlich immer nur um eins: Auf die richtigen Fragen zu kommen. Die Anhäufung von bereits bekanntem Wissen behagt mir nicht. Ich mag das Abenteuer des Unbekannten: Wurde diese Frage schon jemals gestellt?“

Die Verleihung der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold gibt Professor Sir Salvador Moncada die Möglichkeit, einen kreativen Fragesteller besonders zu unterstützen: Die 1990 ins Leben gerufene Auszeichnung ist mit dem Recht verbunden, ein begabtes Nachwuchstalent mit einem Stipendium in Höhe von 30.000 Euro zu fördern. Sicher wird der oder die Ausgewählte die Forschertugenden besitzen, die für Sir Moncada neue Erfolgswege erschließen: „Man braucht den Mut und die Kraft und die Sicherheit, in ein kleines Boot zu springen und den Ozean zu überqueren.“

Ausgezeichnete Medizin

Neben der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold wurden am 3. Mai auch der mit 300.000 Euro dotierte Ernst Jung-Preis für Medizin und der Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung vergeben. Der Ernst Jung-Preis für Medizin ging zu gleichen Teilen an die österreichisch-amerikanische Biologieprofessorin Angelika Amon und den kroatisch-deutschen Biochemieprofessor Ivan Dikic. Den Förderpreis erhielt Dr. Anita Kremer, Erlangen. Der Ernst Jung-Preis für Medizin zählt mit 300.000 Euro zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas.