Prof. Charles Weissmann erhält Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2014

Die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2014  geht an Prof. Charles Weissmann.

Hamburg, 8. Januar 2014. Wenn Professor Charles Weissmann, MD, PhD, in diesem Mai die diesjährige Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold erhält, wird damit ein Lebenswerk ausgezeichnet, das ohne weiteres für mehrere glanzvolle Forscherleben ausgereicht hätte.

Professor Weissmann entdeckte das Verfahren, Interferone durch Klonierung in großem Umfang für die Produktion lebensrettender Medikamente herzustellen. Interferon wurde zum wichtigsten Therapeutikum gegen Hepatitis C. Mit Gründung des Unternehmens Biogen wurde Professor Weissmann zudem zum Miterfinder und Pionier der modernen Biotechnologie. Andere seiner Forschungen lieferten wichtige Erkenntnisse zur Genetik der Retroviren. Bahnbrechend waren ebenso seine Arbeiten zur Aufklärung der Grundlagen für Krankheiten, die durch Prionen verursacht werden – wie BSE und Creutzfeldt-Jakob.

Bis heute engagiert sich der bedeutende, inzwischen 82 jährige Wissenschaftler in der Forschung im Scripps Research Institute in Jupiter, Florida, dessen Leiter er lange gewesen ist. Zuvor war der 1931 in Budapest geborene Schweizer Staatsbürger bis 1999 Professor für Molekularbiologie an der Universität Zürich und im Anschluss an seine Emeritierung fünf Jahre als Visiting Professor am University College in London tätig.

„Professor Charles Weissmann erhält die Medaille für seine wissenschaftlichen Leistungen, welche Meilensteine in der Geschichte der Molekularbiologie gesetzt haben“, begründete das Kuratorium der Stiftung die Wahl des weltweit renommierten Forschers.

Weitere Informationen:
Weit bescheidener fasst es der Forscher selbst: „Neugierde war lebenslänglich mein Antrieb. Aber gelegentlich hat meine Forschung auch praktische Ergebnisse gezeitigt, auch wenn sie nicht darauf ausgerichtet war. Es war eine große Genugtuung für mich, dass meine Forschung dazu beitrug, ein wichtiges Medikament zu erzeugen.“ Für den genialen Pionier der modernen Molekularbiologie sind die Zusammenhänge letztlich ganz unkompliziert. Das verrät auch sein persönliches Motto: „Leiste Dein Bestes.“

„Heutzutage ist Biologie ohne Gentechnik genauso undenkbar wie eine Dschungelexpedition ohne Kompass“, sagte er kurz nach einer seiner wegweisenden Erfindungen im Interview. Damals hatte Professor Weissmann als weltweit erster Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, durch Klonierung in großen Mengen das bis dato unerschwingliche Interferon herzustellen und – damals eine Revolution – die erste Biotechnologiefirma Europas gegründet.

Interferon ist bis heute das Medikament gegen die gefürchtete ansteckende Leberentzündung Hepatitis C. Auch bestimmte Krebsarten, Viruserkrankungen und Multiple Sklerose werden mit Interferonen behandelt. Tagtäglich rettet diese Präparategruppe rund um die Welt Leben.

Wenig später sorgte Professor Weissmann mit Forschungen zur Genetik der so genannten Retroviren, zu denen auch die AIDS-Verursacher gehören, in der Wissenschaft für Furore. Und bei der Fahndung nach den möglichen Rinderwahn-Erregern war er es, der wesentliche Beiträge zum Verständnis der Funktion der Prionen leistete: verformten Eiweißstrukturen, die an BSE, der Traberkrankheit und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beteiligt sind.