Sie findet die hilfreichsten Verbündeten der Krebsärzte
Dr. Anita Kremer erhält den Karriere-Förderpreis 2013 der Jung-Stiftung.
Mit dem Immunsystem bösartige Erkrankungen wie Leukämien besiegen: Dass und wie dies gelingt, beschäftigt und begeistert Dr. med. Anita Kremer schon seit Ende ihres Studiums. Damals lernte sie in der klinischen Arbeit kennen, wie so genannte „Helferzellen“ von Knochenmarkspendern bösartige Zellen Leukämiekranker erfolgreich vernichten und die Heilung möglich machen. Intensiv und bereits mit ersten wegweisenden Ergebnissen forschte und forscht sie daran, diejenigen unter diesen Helferzellen zu identifizieren, die den Kampf der Ärzte gegen Blutkrebs am besten, das heißt unter Schonung gesunder Zellen, unterstützen.
Am 3. Mai erhielt Anita Kremer im festlichen Rahmen des Auditorium Maximum der Bucerius Law School in Hamburg für diese Arbeiten den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung. Der Förderpreis ermöglicht der aus dem niederländischen Leiden in ihre Heimat zurückgekehrten Medizinerin, ihre Forschungen am Universitätsklinikum Erlangen fortzusetzen. Drei Jahre lang ist sie freigestellt, um ihre ergebnisreiche und wortwörtlich lebenswichtige wissenschaftliche Arbeit weiter voranzubringen. Der Ernst Jung-Karriere-Förderpreis setzt sich gezielt für die Rückkehr von Spitzenmedizinern an den Wissenschaftsstandort Deutschland ein. Mit seinem Preisgeld in Höhe von insgesamt 210.000 Euro ist er einer der höchstdotierten seiner Kategorie.
„Life is like riding a bycicle – you have to keep moving“
Leben ist wie Fahrradfahren: Man muss in Bewegung bleiben! Unter diesen Leitgedanken stellt Dr. Anita Kremer ihre Forschungstätigkeit, und die zielstrebige Strategie erwies sich als richtig und erfolgreich: Bei ihrem Forschungsprojekt mit dem Titel „Intrazelluläre Antigenprozessierung als Schlüssel zur spezifischen zellulären Tumortherapie“ ist es ihr bereits gelungen, eine Untergruppe von Helferzellen, fachsprachlich T-Lymphozyten, zu identifizieren, die möglicherweise eine ganz gezielte Krebszellen-Vernichtung erlauben. Die erfolgreiche Fortsetzung dieser Detektivarbeit wird ein zentrales Problem der Medizin lösen. Denn bisher ist es noch so, dass durch die Leukämie-Therapie mittels T-Lymphozyten auch gesundes Gewebe der Patienten mit angegriffen werden kann, etwa die Haut, die Leber und der Darmtrakt. Dieses als „graft versus host disease“ bezeichnete Phänomen ist derzeit ein noch nicht vermeidbares Risiko der Leukämie-Therapie.
Zielstrebigkeit bescheinigt man Kremer auch an der Erlanger Universitätsklinik. Wie in der Forschung gehe sie in der klinischen Praxis und im menschlichen Miteinander ebenfalls stets sehr problemlösungsorientiert vor, lobt Oberarzt Professor Dr. Armin Gerbitz den konstruktiven Beitrag der engagierten Arbeitsgruppenleiterin und Assistenzärztin.
Auch Professor Dr. Hans-Ulrich Moritz schloss sich in seiner Laudatio der großen Anerkennung für die Arbeit von Dr. Kremer und ihre großartige Einsatzbereitschaft an. Professor Moritz lehrt am Institut für Technische und Makromolekulare Chemie der Universität Hamburg; in der Jung-Stiftung ist er für den Wissenstransfer zwischen Kuratorium und Vorstand zuständig und gehört deshalb beiden Gremien an.
In ihrer Dankesrede betonte Anita Kremer die große Bedeutung der allogenen Stammzelltransplantation und warb so auf sympathische Weise indirekt auch für Knochenmarkspenden, die in vielen Fällen die einzige Rettung bei Leukämien darstellen. Wo das eigene Immunsystem des Leukämiepatienten versagt, erkennt und bekämpft die transplantierte fremde Abwehr die bösartigen Zellen. Diesem Thema kann sich die hochbegabte Medizinerin dank des Karriere-Förderpreises der Jung-Stiftung jetzt intensiv in Vollzeit widmen. Sie freut sich sehr darauf. Denn es gehört, so Kremer, zu den größten Herausforderungen für Physician Scientists, gleichzeitig eine eigene Forschungsgruppe zu leiten und in der Klinik zu arbeiten.
Ausgezeichnete Medizin
Neben dem Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung verlieh die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung noch zwei weitere Preise. Professor Sir Salvador Moncada aus London, Pionier innovativer Ansätze zur Therapie der koronaren Herzkrankheit, wurde mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold ausgezeichnet. Professor Dr. Ivan Dikic, Frankfurt, und Professor Dr. Angelika Amon, Maryland, erhielten zu gleichen Teilen den mit 300.000 Euro dotierten Ernst Jung-Preis für Medizin für ihre Forschungen an Zell-Signalwegen und an Genommutationen. Insgesamt beläuft sich die Summe der am 3. Mai von der Jung-Stiftung vergebenen Medizin-Preise auf 540.000 Euro.