
Dr. Andrés Guillén Samander
Von 2019 bis 2020 haben wir Dr. Andrés Guillén Samander unterstützt, der seine Doktorarbeit an der Yale University durchgeführt hat und seine wissenschaftliche Karriere nun am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg fortsetzt.
Sein Stipendium wurde von Professor Dr. Pietro De Camilli vergeben, dem wir 2019 die Jung-Medaille für Medizin in Gold verliehen haben. Dieser renommierte Preis ist mit einem Stipendium in Höhe von derzeit 30.000 Euro verbunden und kann an eine:n Nachwuchswissenschaftler:in nach Wahl des Preisträgers vergeben werden.
Andrés Guillén Samander lernte Professor De Camilli während seines PhD-Studiums an der Yale University im Jahr 2016 kennen und trat 2017 dessen Forschungsgruppe bei, um sich mit Lipidtransferprozessen zwischen Zellorganellen zu beschäftigen. Nach der Verleihung des Jung-Stipendiums im Jahr 2019 begann er mit der Erforschung von VPS13D, einem bis dahin wenig charakterisierten Protein, das für das Überleben von Säugetierzellen essenziell ist. Mutationen im VPS13D-Gen sind mit schweren neurodegenerativen Erkrankungen assoziiert, die unter anderem Bewegungsstörungen ähnlich der Ataxie verursachen können.
Entschlüsselung von Lipidtransfermechanismen zwischen Organellen
Mit Unterstützung der Jung-Stiftung gelang Dr. Guillén Samander eine bahnbrechende Entdeckung: Er konnte nachweisen, dass VPS13D als hydrophobe Brücke zwischen dem endoplasmatischen Retikulum (ER) und den Mitochondrien fungiert und dort den massenhaften Lipidtransfer ermöglicht. Dieser Prozess ist entscheidend für die mitochondriale Homöostase und die Vollendung essenzieller Lipidbiosynthesewege. Obwohl die Bedeutung dieses Lipidtransfers seit langem vermutet wurde, blieb der genaue Mechanismus bis zu seiner Forschung unbekannt. Seine Erkenntnisse wurden in The Journal of Cell Biology veröffentlicht und für die Sonderausgabe The Year in Cell Biology: 2021 ausgewählt.
Neue Forschungsrichtung: Hemmung des Lipidtransfers bei Malaria-Parasiten
Nach Abschluss seiner Promotion an der Yale University wechselte Dr. Guillén Samander an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, wo er sein Fachwissen über Lipidtransfermechanismen auf die Erforschung des Malaria-Erregers Plasmodium falciparum anwendet. Seine Forschung konzentriert sich auf Lipidtransportproteine, die für die Entwicklung des Parasiten in menschlichen roten Blutkörperchen essenziell sind. Durch die detaillierte Analyse dieser Proteine möchte er neue therapeutische Ansätze identifizieren, um den Lipidtransfer gezielt zu blockieren und so den Lebenszyklus des Parasiten zu unterbrechen – ein vielversprechender Ansatz zur Entwicklung neuer Malariabehandlungen.
Die Forschung von Dr. Guillén Samander liefert bedeutende Erkenntnisse über den intrazellulären Lipidtransport und dessen Rolle sowohl bei neurodegenerativen als auch bei Infektionskrankheiten. Wir sind stolz darauf, ihn auf seinem wissenschaftlichen Weg begleitet zu haben, und sind gespannt auf seine weiteren Entdeckungen.