Ernst Jung-Medaille in Gold 2016: Prof. Peter Libby MD

Für seinen bedeutenden Beitrag zur modernen Kardiologie wurde Peter Libby, Professor an der Medizinischen Fakultät der Harvard University und bis vor kurzem Leiter der Kardiologie am renommierten Brigham and Women’s Hospital in Boston, von der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold 2016 verliehen. Der renommierte Preis würdigt ein beeindruckendes medizinisches Lebenswerk; Professor Peter Libby MD gilt als einer der international einflussreichsten Kardiologen der vergangenen Jahrzehnte. Seine bahnbrechende Erkenntnis, dass bei einer Vielzahl von Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Arterien Entzündungsprozesse beteiligt oder sogar ursächlich sind, hat entscheidende Fortschritte sowohl in der Forschung als auch in der Therapie bewirkt.

Peter Libby, Inhaber des Mallinckrodt-Lehrstuhls an der Harvard Medical School, studierte an der University of San Diego und schloss das Studium bereits mit 21 Jahren mit dem Bachelor in Biochemie ab, fünf Jahre später folgte die Promotion in Medizin. 1980 wurde er Assistant Professor an der Tufts University School of Medicine, 1990 Associate und 1996 Full Professor an der Harvard Medical School; die von der Edward Mallinckrodt jr. Foundation gestiftete Professur hat er seit 1998 inne. Zu seiner umfangreichen Publikationsliste gehört eins der bedeutendsten Standardwerke der Kardiologie,  „Heart Disease“, das inzwischen die zehnte Auflage erreicht hat, stets ergänzt um die neuesten Erkenntnisse.

Das Infragestellen des Bewährten bezeichnet Peter Libby als einen der wichtigsten Impulsgeber wissenschaftlicher Forschung: „Man darf sich nie mit den Einsichten und Entdeckungen von gestern zufrieden geben, sondern muss weiter voran streben, um das nächste große Problem zu lösen. Und man sollte nicht in seine Hypothesen verliebt sein; es gilt, offen für die Botschaft der Fakten zu bleiben. Einige der ertragreichsten Experimente waren die, die sich nicht an die Ausgangshypothese gehalten haben.“

„Have fun while working hard“ ist das Motto des universell gebildeten, mehrsprachigen Wissenschaftlers, der auch in seiner knappen Freizeit die intellektuelle Herausforderung schätzt. Derzeit widmet er sich in Originalsprache den literarischen Werken, auf denen große Opern wie La Traviata, Tosca und Rigoletto basieren. Am Vergleich zwischen literarischer Urfassung und Libretto fasziniert Peter Libby vor allem der künstlerische Akzent, den der Komponist beim Adaptieren der Vorlage durch seine Auswahl gesetzt hat. Die Musik zählt zu Peter Libbys großen Leidenschaften: „Ich verehre die Werke von Johann Sebastian Bach. Mozarts Musik schenkt mir täglich Vergnügen. Ich bewundere Beethovens Tollheit. Haydns Humor ermuntert mich. Ich ergötze mich genüsslich an der schimmernden Schönheit Schuberts. Ich schätze mich glücklich, derselben Gattung anzugehören, die so Herrliches geschaffen hat.”

 

Wegbereiter des modernen Konzepts kardiovaskulärer Erkrankungen

Krankhafte Veränderungen der Arterien, die das sauerstoffreiche Blut vom Herzen zu den Organen transportieren, können dramatische Auswirkungen haben: Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen infolge von Arteriosklerose sind in den westlichen Industrienationen die häufigste Todesursache. Dass Arteriosklerose unter anderem für Herzinfarkt, Schlaganfall und plötzlichen Herztod verantwortlich ist, war in der Medizin schon lange bekannt. Aber erst die Arbeiten des amerikanischen Kardiologen Peter Libby konnten nachweisen, welch zentrale Rolle entzündliche Prozesse in kardiovaskulären Erkrankungen spielen. Seinem Beitrag zur medizinischen Forschung sind das moderne Verständnis der Arteriosklerose und aktuelle Therapieansätze zu verdanken. Er hat das heutige Konzept kardiovaskulärer Erkrankungen weitgehend mit geprägt.

Die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold würdigt diese wegweisenden Forschungsleistungen – und ebenso die Verdienste Peter Libbys als Kliniker. Die Verbindung von wissenschaftlicher Theoriebildung und therapeutischer Praxis repräsentiert in vorbildlicher Weise den Leitgedanken der Stiftung. Sie widmet ihre Preise Arbeiten, die von der Grundlagenforschung zur Anwendung, vom biomedizinischen Labor zum Krankenbett führen. Und sie verbindet die Anerkennung herausragender Leistungen mit Nachwuchsförderung. Mit der Verleihung der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold erhält Preisträger Libby nicht nur eine hohe wissenschaftliche Ehrung, sondern auch ein Stipendium für einen begabten Nachwuchswissenschaftler seiner Wahl.