Ein Festtag für die medizinische Spitzenforschung
Mit dem Motto „Ausgezeichnete Medizin“ vergab die Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung am 3. Mai Wissenschaftspreise in Höhe von 540.000 Euro.
Wer etwas für Höchstleistungen Einzelner tut, kann viel für die Allgemeinheit tun: Auf vielfältige Weise, auch ökonomisch, profitiert letztlich die gesamte Gesellschaft davon, dass der Fortschritt der Heilkunst gefördert wird. Mit diesen Gedanken leitete Rolf Kirchfeld, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, die diesjährige Verleihung der Preise der Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung ein. Sie fand am 3. Mai 2013 im Auditorium Maximum der Bucerius Law School in Hamburg statt. Die 1967 von dem Hamburger Unternehmer und Philanthropen Ernst Jung ins Leben gerufene Stiftung vergibt einen der höchstdotieren Medizin-Preise Europas, einen Preis für das Lebenswerk und einen der bestausgestatteten Karriere-Förderpreise für nach Deutschland zurückkehrende Spitzenmediziner. Insgesamt wurden vier Wissenschaftler aus dem In- und Ausland ausgezeichnet; die Summe der Preisgelder beläuft sich auf 540.000 Euro.
Salvador Moncadas Forschungen retten Herzen
Professor Sir Salvador Moncada MD PhD, London, ehrte die Jung-Stiftung für sein bisheriges Lebenswerk mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold. Seinen Forschungen ist es zu verdanken, dass man heute dem Risiko eines Herzinfarkts mit geringen Aspirindosen vorbeugen und Nitrate in der Behandlung von Herzerkrankungen einsetzen kann. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein Stipendium in Höhe von 30.000 Euro, das Prof. Moncada an einen Nachwuchswissenschaftler seiner Wahl vergeben darf. „Es gibt sicher nur wenige Zeitgenossen, die einen so wesentlichen Beitrag zu mehr als einem zentralen Bereich der medizinischen Forschung und Praxis geleistet haben wie Professor Salvador Moncada“, hob der Endokrinologe Wulf Palinski, Professor an der University of California in San Diego und Mitglied des Stiftungskuratoriums, in seiner Laudatio hervor.
Zellulären Ursachen der Krebsentstehung auf der Spur:
Angelika Amon und Ivan Dikic
Der Ernst Jung-Preis für Medizin in Höhe von insgesamt 300.000 Euro ging zu gleichen Teilen an Professor Angelika Amon, Biologieprofessorin am Howard Hughes Medical Institute des Massachusetts Institute of Technology, und Professor Ivan Dikic, Direktor am Institut für Biochemie II der Frankfurter Goethe-Universität sowie Direktor des Buchmann Instituts für Molekulare Lebenswissenschaften (BMLS).
Professor Amon erforscht an Hefezellen – sie sind den menschlichen Zellen besonders ähnlich – das Phänomen der Aneuploidie. Man bezeichnet damit Gendefekte, die in fehlenden oder überzähligen Chromosomensätzen bestehen können und für schwerste Erkrankungen, unter anderem Krebs, verantwortlich sind. „Ein grundlegendes Verständnis dieser Mechanismen wird es uns erlauben, geeignete Diagnosen und Therapien zu entwickeln“, erläuterte Professor Ernst Hafen von der ETH Zürich in seiner Laudatio.
Auch Professor Ivan Dikic erforscht auf Zellebene die Ursachen von Krebs. Er widmet seine Untersuchungen dem Ubiquitin. Die wegweisenden Erkenntnisse des Preisträgers über dieses in fast allen zellulären Prozessen gegenwärtige Signal-Protein eröffnen, so der Proteinforscher und Laudator Professor Reinhard Jahn, bereits jetzt neue Möglichkeiten für therapeutische Intervention.
Hilfe für die Helferzellen: Anita Kremer
Dr. Anita Kremer, Assistenzärztin und Forschungsgruppenleiterin an der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie – des Universitätsklinikums Erlangen erhielt den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis 2013, der mit insgesamt 210.000 Euro dotiert ist und drei Jahre freier Forschungstätigkeit finanziert. Anita Kremer erforscht Möglichkeiten, die Leukämie-Therapie mittels Spender-Stammzellen durch Identifikation und Selektion der am besten geeigneten Helferzellen zu verbessern und so Gesundheitsschäden auszuschalten, die bei den bisherigen Verfahren als Nebenwirkung drohen. Die Laudatio hielt Professor Hans-Ulrich Moritz vom Institut für Technische und Makromolekulare Chemie der Universität Hamburg.
„Theorie“ im Labor dient der klinischen Praxis
An den bahnbrechenden Arbeiten der ausgezeichneten Wissenschaftler zeigt sich deutlich, dass und wie intensive Grundlagenforschung letztlich dem humanitären Anliegen der klinischen Anwendung dient. Der Weg führt aus dem Labor ans Krankenbett, neues theoretisches Wissen eröffnet neue Möglichkeiten der Heilungs-Praxis. Alle Preisträger würdigten in ihren Dankesreden diesen humanitären Ansatz der Stiftung. Besonders herzlich formulierte Angelika Amon, worum es ihren Kollegen und ihr geht: „dass unsere Forschung einmal dazu beitragen wird, das menschliche Leben, die menschliche Gesundheit zu verbessern, beizutragen, dass Leute geheilt werden von Krankheiten, an denen sie früher gestorben sind.“