Folgeerkrankungen von Diabetes verhindern: Professor Dr. Ingrid Fleming erhält den Ernst Jung-Preis für Medizin 2022 für ihre Erforschung der molekularen Ursachen von Gefäßerkrankungen im Zusammenhang mit Diabetes sowie Kreislauferkrankungen
Hamburg, 12. Mai 2022. Diabetes und daraus resultierende Gefäßerkrankungen können zu Verschlüssen der Beingefäße oder gar zu Herzinfarkten und Erblindung führen. Wie diese Erkrankungen zusammenhängen, erforscht Prof. Dr. Ingrid Fleming vom Zentrum für Molekulare Medizin an der Goethe-Universität, Frankfurt. Für ihre erfolgreiche Arbeit sowie die Übertragung ihrer Ergebnisse in mögliche medizinische Anwendungen erhält sie nun den Ernst Jung-Preis für Medizin 2022. Die mit insgesamt 300.000 Euro dotierte Auszeichnung der Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung geht jedes Jahr an Spitzenforscher_innen, deren Projekte zum medizinischen Fortschritt beitragen und deren Schaffen auch künftig bahnbrechende Erkenntnisse verspricht.
Hier finden Sie die Pressemitteilung zum Download.
Das entsprechende Bildmaterial finden Sie hier zum Download.
Die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus geht sehr häufig mit Erkrankungen der Blutgefäße einher. Betroffen sind dabei sowohl große Schlagadern wie beispielsweise die Beinarterien, als auch kleinste Äderchen in Herz, Gehirn oder Auge. Dies kann Fußamputationen aufgrund von Beingefäßverschlüssen notwendig machen und zu weiteren schwerwiegenden Folgen wie Herzinfarkten oder Erblindung führen. Doch wie werden diese Folgeerkrankungen ausgelöst und durch welche Prozesse schreiten sie voran? Prof. Dr. Ingrid Fleming erforscht die Mechanismen, die auf molekularer Ebene für die Krankheitsentstehung verantwortlich sind, und liefert Ansätze für eine Übertragung der Erkenntnisse in die medizinische Praxis. Beispielsweise gelang es ihr, einen Botenstoff – einen bestimmten Lipidmediator – zu identifizieren, der für die sogenannte diabetische Retinopathie verantwortlich ist, eine Augenveränderung, die infolge des Diabetes mellitus entsteht. Gleichzeitig untersuchte sie, wie sich diese mit neuartigen Methoden medikamentös behandeln ließe.
Von Nordirland in die Welt: Der Werdegang von Professor Dr. Ingrid Fleming
Frauen sind in der Wissenschaft noch immer unterrepräsentiert. Laut UNESCO sind nur 29,3 Prozent der Wissenschaftler_innen weltweit Frauen. Umso wichtiger, dass Mädchen und Frauen bereits in jungem Alter an die Naturwissenschaften herangeführt werden – wie bei Professor Dr. Ingrid Fleming, die auf einer Mädchenschule in einer kleinen Marktstadt in Nordirland die Naturwissenschaften kennen und lieben lernte. „Dort habe ich auch gelernt, dass man fast alles erreichen kann, wenn man sich etwas vornimmt. Das half mir, Nordirland im Alter von 18 Jahren zu verlassen.“ Zuerst zog es sie nach Birmingham in England, wo sie Biochemie und Pharmakologie studierte und mit Auszeichnung bestand. Von dort ging es weiter nach Straßburg in Frankreich. Dort promovierte die Wissenschaftlerin in molekularer Pharmakologie, bevor es sie für einen zweijährigen Post-Doc-Aufenthalt nach Freiburg an das Institut für angewandte Physiologie zog. 2007 wechselte sie nach Frankfurt am Main, wo sie seitdem von der Gruppenleiterin zur C3-Professorin für Physiologie und schließlich auf den Lehrstuhl (W3) des Instituts für Vaskuläre Signalübertragung gewechselt ist. Noch heute liebt sie ihre Arbeit und steht jeden Tag gern dafür auf. Praktische Projekte helfen ihr, in ihrer Freizeit einen Ausgleich zur Arbeit im Labor zu schaffen. „Aktuell bin ich dabei, meinen Garten neu zu gestalten. Das hält mich auf Trab.“
Ernst Jung-Preis für Medizin unterstützt und honoriert Flemings Forschung
Bereits seit ihrer Doktorarbeit beschäftigt sich Ingrid Fleming mit Gefäßerkrankungen und hat international dafür bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten – eine Liste, die in diesem Jahr durch den Ernst Jung-Preis für Medizin ergänzt wird. Der hat für sie außerdem eine ganz besondere Bedeutung: „Der Preis der Jung-Stiftung ist international als die höchste Auszeichnung für Biomedizin in Deutschland anerkannt – und als ich die Liste der bisherigen Preisträger_innen sah, war ich ein wenig überwältigt, denn so viele von ihnen haben wichtige Beiträge zur translationalen Medizin geleistet.“ Die Auszeichnung will sie daher als positiven Anstoß nehmen, noch mehr zu tun, um die Grundlagenforschung in Richtung Translation voranzutreiben.
Professor Dr. Ingrid Fleming teilt sich den Preis zu gleichen Teilen mit dem Heidelberger Virologen Professor Dr. Ralf Bartenschlager. Beide erhalten jeweils 150.000 Euro zur Würdigung und weiteren Förderung ihrer Arbeiten. Die Jung-Stiftung engagiert sich bereits seit über 40 Jahren für den Fortschritt der Humanmedizin. Über den Ernst Jung-Preis für Medizin sowie zwei weitere Preise unterstützt sie die Wissenschaft mit jährlich mehr als einer halben Million Euro.